So wandelbar hätte ich den Harz nicht erwartet. Viele Wege der Karstlandschaften des Südharzes sind mir unter die Sohlen gekommen, doch wie sich die Umgebung von Walkenried präsentierte, war bisher einmalig für mich. Thomas Riekeberg hatte uns eine Tour zum Test ausgewählt und ich hatte mich völlig unvorbereitet und unvoreingenommen darauf eingelassen. Am Ende stand eine Tour mit ganz besonderen und vor allem bleibenden Eindrücken. Sie führte uns vorbei an idyllisch gelegenen Teichen mitten im Wald, an eine längst verfallene Burg, atemberaubende Karstklippen und zwischen schilfumrandeten Fischteichen entlang.
Harzer Bergwald Tourendetails
Startpunkt: P+R Parkplatz Bahnhof Walkenried Länge: 15 Km Stempel der Harzer Wandernadel: 166, 192 Download: GPX-Datei | ||
Affentheater
Der Startpunkt ist ein einfach zu findender Platz. Es ist der P+R Parkplatz am Bahnhof Walkenried. Hier startet und endet die Tour, so dass bahnreisende Wanderer für diese Tour ideale Bedingungen vorfinden. Über den Sachsaer Weg geht es nach Nordwesten zum Ortsausgang von Walkenried. Hier gibt es gleich den ersten Lacher. Wir stehen vor dem Affenteich. Unschwer zu erraten, dass wir uns diesen Gag nicht entgehen lassen. Vor der Beschilderung wird gepost was das Zeug hält, ein Affentheater gespielt. Nach dem Teich stoßen wir auf ein Betongebilde, welches unsere Aufmerksamkeit erregt. Sein Zweck wurde uns an diesem Tag nicht offenbar. Im Nachhinein konnte ich dank unserer Leser in Erfahrung bringen, dass es sich um ein altes Schotterwerk handelt, welches die Bahnanlagen versorgen sollte. Durch lichte Laubwälder gehen wir weiter und gelangen zum Priorteich. Dieser bietet ein paar sehr attraktive Motive. Unter anderem treffen wir auf den ersten Schwan und stellen in der Folge fest, dass jeder Teich scheinbar sein eigenes Schwanenpärchen zu besitzen scheint. Über den Blumenberg stoßen wir auf den östlichen Ortsrand von Bad Sachsa, biegen aber hart nach Süden ab. Wir nähern uns dem nächsten Highlight, dem Sachsenstein. Den Wegrand säumen weitere, der angeblich mal 365 durch Zisterzienser Mönche angelegten Teiche. Auf dem letzten vor dem Sachsenstein begrüßt uns eindrucksvoll ein Schwanenpaar. Wir umrunden die erste kleine Klippe und stehen vor der Ruine der Burg Sachsenstein. Vom Sporn kann man den gesamten Sachsenstein überblicken. Als wir die Ruine verlassen, fällt Thomas ein Muster in der Mauer des Hauptturms auf. Wikipedia verrät uns dazu, dass es sich hierbei um die sogenannte Fischgrätentechnik handelt.
Die Sachsensteinklippen
Nach der unbeschrankten Überquerung der Bahnlinie passieren wir die Zwergenschmiede, eine der als Zwergenlöcher bezeichneten Quellungshöhlen. Die Navigation wird etwas schwieriger, da der avisierte Weg nicht die gewünschte Richtung nimmt. Kurzerhand trackt Thomas einen neuen Weg, über den wir die Sachsensteinklippen erreichen. Das ist mal ein Moment mit sehr großem "Aha"! Eine Aussicht die schwer zu beschreiben ist. Wenn viele Meter tiefer nicht das Flüsschen Uffe mäandern würde, sondern die Ostsee zu unseren Füßen läge, könnte das auch die Rügener Steilküste sein. Es muss wohl kaum erwähnt werden, dass wir spätestens jetzt über eine Videotour für diese Runde entschieden haben. Durch die Kiefernwälder folgen wir dem schmalen Pfad entlang der Klippen und genießen immer wieder staunend die Sicht. Beim Anstieg nach Neuhof entscheiden wir uns für den kürzesten Weg. Wer diesen entschärfen möchte, kann den ausgeschilderten Bogen laufen und stößt noch vor der Holzbrücke neben der Uffe wieder auf die Tour.
Harzer Bergwald Tipp zum Bahnübergang Lasst bitte äußerste Vorsicht bei der Überquerung walten und benutzt unbedingt nur diesen Übergang! | ||
Entlang der Kranich-Teiche
Wir durchqueren für wenige Meter Neuhof, berühren kurz den Unteren Kranich-Teich und steuern auf den historischen Gipsbrennofen zu, wo der erste Stempel des Tages, die Nr.192, auf uns wartet. Der sehr geschützt gelegene Platz bietet mit Bank und Tisch sogleich auch die Möglichkeit zur Rast. Nach kurzer Pause ziehen wir weiter. Am linken Wegrand sind ausführlich beschriftete Neupflanzungen zu sehen, an denen man während der "grünen Saison" seine Fähigkeiten zur Bestimmung von Bäumen verbessern kann. Wir umrunden einen weiteren kleinen Teich und wenden uns wieder nach Osten. Dabei folgen wir dem Karstwanderweg am Oberen Kranich-Teich entlang. Zwischen dem Oberen und dem Unteren Kranich-Teich gibt es eine weitere Höhle, die Priestersteinhöhle, zu entdecken. Sie ist teilweise abgesoffen und ihr Eingang ist eingefallen. Eine Begehung nicht möglich. Zurück am Unteren Kranich-Teich sehen wir Massen an Karpfen in den geschützen Buchten. Bänke bieten zu wärmeren Zeiten ausgezeichnete Plätze zu verweilen und sich von der Stille der Gewässer einfangen zu lassen. Ein weiteres Mal durchqueren wir Neuhof und kehren in den Wald zurück.
Harzer Bergwald Tipp zu den Teichen Wer seinen Spaß an den Schwänen hat, sollte sich vielleicht ein paar Scheiben trockenes Brot einpacken. Mit etwas Glück lassen sich auch hungrige Karpfen an die Oberfläche locken. Bitte informiert euch aber vor Ort, ob das Füttern erlaubt ist. | ||
Helbing-Hütte und Walkenrieder Teiche
Nach einem kurzen Anstieg passieren wir einen Steinbruch und biegen nach rechts zur Helbing-Hütte ab. Dort stempeln wir die Nr.166(die neue 166 befindet sich jetzt an der Sachsensteinhütte) und nutzen die Schutzhütte, um uns gegen den nun einsetzenden Regen zu präparieren. So ziehen wir jetzt auf die letzten Kilometer zur Sachseneiche. Der ca. 850 Jahre alte Baum steht etwas versteckt im Wald und bietet einen imposanten Anblick. An diesem Ort habt ihr auch die Wahl, entweder den Höllstein-Klippenweg oberhalb der Teiche oder den Weg mitten durch die Teiche zu nehmen. Beide Wege treffen sich wieder an der Westspitze des Röseteichs. Da ich Wasser über alles liebe, war die Entscheidung klar. Schon vor Antritt der Tour bat ich bei Einsicht Thomas darum, den Weg mitten durch die Teiche zu planen. Zwar setzt uns jetzt der Regen permanent zu, aber die schilfberandeten Teiche, wo das Schilf des letzten Jahres mannshooch steht, vermitteln uns das Gefühl, dass wir irgendwo in Mecklenburg wandern, aber nicht im Harz. Walkenried führt auf unserer Tour einen regelrechten Maskenball auf! Nach der Überquerung der Landstraße umrunden wir den Röseteich über das Südufer. Dort steht eine mächtige Eiche direkt am Wasser und bietet ein willkommenes Motiv für das abschließende Foto der Tour. Nach nur wenigen hundert Metern am Teich entlang erreichen wir unsere Fahrzeuge nach einer sehr romantischen Chamäleontour durch die Karstlandschaft zwischen Walkenried und Bad Sachsa.
Sage über das Kloster Walkenried
In Walkenried befindet sich ein Kloster mit einem Zisterzienser Museum. Das Kloster Walkenried ist als UNESCO-Weltkulturerbe eingestuft. Ein Besuch ist sehr empfehlenswert. Carsten Kiehne von Sagenhafter Harz hat uns wieder eine Sage zur Veröffentlichung bereitgestellt. Wir sagen Danke und empfehlen euch den Besuch seiner Seite! "Gestiftet ward das Kloster Walkenried von der Gräfin Adelheid von Klettenberg (im Jahre 1127), einer Tochter Ludwigs von Lohra, die auch in der Klosterkirche begraben liegt. Als Grund dieser frommen Stiftung wird bittere Reue angegeben, Adelheid habe nämlich als junges Mädchen einen ganz absonderlichen Widerwillen gegen das Heiraten gehabt und von Jedem, der um ihre Hand anhielt, verlangt, dass er dreimal die Ringmauer ihrer väterlichen Burg Lohra umreiten solle. Viele hätten einen Versuch gewagt, die Felsenfeste zu bezwingen, waren aber in die unwirtliche Tiefe gestürzt und dort zerschmettert worden. Später habe sie darüber, dass sie den Tod so vieler wackerer Männer verschuldet hatte, heftige Gewissensbisse empfunden und das Kloster Walkenried gestiftet. Mit dieser Gabe wollte sie um Vergebung ihren Sünden bitten. Nur Gott weiß, ob ihr Herz Frieden gefunden hat." Kiehne nach Grässe, 1868 | ||
Fazit
Eine der romantischsten Harzer-Bergwald-Touren führt euch in den Süden des Harzes. Hier am Rand der Region durchqueren wir die "Gipskarstlandschaft Bad Sachsa und Walkenried" und lernen ihre vielen Gesichter kennen. Auf einer sehr moderaten Tour mit 15 Kilometern Länge und sehr einfachen 170 Höhenmetern besuchen wir viele Teiche, eine Burgruine und mit dem Sachsenstein eine atemberaubende Klippenlandschaft, die teilweise an die Steilküsten der Ostsee erinnert. Viele Rastplätze und Bänke bieten die Möglichkeit, zu verweilen und einzutauchen in Landschaft und Naur. Liebhaber von Spaziergängen durch Parks und an Teichen entlang werden voll auf ihre Kosten kommen. Durch die Wahl des Startpunkts am Bahnhof Walkenried ist die Tour auch für Bahnreisende bestens geeignet.
Das Video zur Tour:
Die komoot-Karte zur Tour:
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